Montag, 18. April 2011

Montello 24h

Das 24 Stunden Rennen in Montello war mein erstes Rennen dieser Art und diente vor allem dazu Erfahrungen zu sammeln. Ich wollte sehen, wie die Voraussetzungen für mein Vorhaben die Raam-Quali zu schaffen sind. So viel vorneweg, so schlecht sieht es gar nicht aus.

Das Rennen findet auf einem 33.5km langen Rundkurs statt. Pro Runde sammelt man etwas mehr als 400 Höhenmeter. Als Begleitperson hatte ich meine Freundin Nadine dabei. Die Begleitleute haben einen schweren und undankbaren Job. Erst warten sie 1 Stunde und 20 Minuten auf ihren Fahrer, dann haben sie kurz für 10 Minuten zu tun und dann wieder warten. Wie wichtig allerdings die Begleitung ist, sollte ich später noch feststellen…
Vor dem Start
Das Rennen startete am Samstagmorgen um 9:15Uhr. Es wurde in Abständen von 20 Sekunden gestartet und Windschattenfahren ist definitiv verboten und führt zur Disqualifikation. Durch meine Startnummer war ich der erste der auf die Strecke durfte. Ich hatte mir vorgenommen die erste Runde ganz ruhig anzugehen und einfach mal sehen was so passiert.

Das ist mir geglückt, laut Ergebnissliste hatte ich die langsamste erste Runde aller Fahrer. Das lag auch mit daran, dass ich von der ersten Runde an bereits Pausen für die Verpflegung gemacht habe. Viele Leute haben nur die Flaschen gewechselt und sind direkt durchgefahren.  

Ich habe mich im Vorfeld schon über die beliebtesten Anfängerfehler schlau gemacht und wusste genau, dass die Ernährung das A und O ist auf der Langstrecke. Trotzdem habe ich genau diesen Fehler gemacht. Ich habe sämtliche Produkte bereits im Training probiert und mit keinem Probleme gehabt, allerdings habe ich mich wohl nicht richtig auf die Menge an Flüssigkeit und Zusätze vorbereitet. Geplant war es mich hauptsächlich flüssig zu ernähren.     
Die ersten zwei bis drei Runden waren vom Magen her ganz OK, jedoch musste ich ungewöhnlich oft pinkeln. In der ersten Runde zwei Mal in der Runde zwei und drei jeweils 4 mal. Getrunken habe ich pro Runde einen Liter und wie es aussah ging das immer direkt durch meinen Körper. Das führte dazu das es mir richtig schlecht bzw. übel wurde. So mussten die Pausen immer länger ausfallen. Also mussten wir das Ernährungskonzept über den Haufen schmeissen, denn das war gründlich gescheitert. Der erste Schritt war etwas weniger zu trinken und etwas festes in den Magen zu bekommen. Das war nach der fünften Runde etwas Pasta. Das half mal kurz, brachte aber nicht den erhofften Erfolg. Vor allem die siebte Runde blieb mir im Gedächtnis, meine Beine haben förmlich geschriehen: „Brauch uns jetzt endlich mal richtig, wir wollen mal so richtig auf die Schei… hauen“, worauf mein Magen meinte: „Schei…“.
"Nur flüssig" hat versagt!

Genau da war er, der Zeitpunkt an dem sich zeigt, was eine gute Begleitung Wert ist. Nadine meinte wir sollten es mal mit Salz versuchen. Sie hat dann Kartoffelchips mit Salz aufgetrieben und nach einer halben Tüte ging es mit meinem Bauch aufwärts. Ich glaube ohne diesen Einfall hätte ich vielleicht noch eine achte Runde gemacht aber das wäre es dann gewesen. Wenn man mich vor dem Rennen gefragt hat, wieviele Runden, bzw. wie weit ich fahren will, habe ich 400km bzw. 12 Runden gesagt.
Die achte Runde war deutlich besser und Nadine war sehr erstaunt, dass ich keine Pause gemacht habe und nach dem Flaschentausch gleich die Runde 9 angehängt habe. Zwischen Runde 9 und 10 hatte ich eine längere Pause in denen ich auch mal 20 Minuten geschlafen habe, der Magen war immer noch nicht optimal aber jetzt hatte man doch schon etliche Kilometer gemacht und da ist auch nicht mehr mit einem Top-Magen zu rechnen. Trotzdem war die Nacht und der Morgen die stärkste Zeit vor allem auch im Vergleich zu den anderen Fahrern.

Ganz speziell ist die Zeit zwischen der ersten Dämmerung und dem Sonnenaufgang. Müdigkeit war kein Problem und da der allgemeine Zustand sich auch nicht drastisch verschlechterte habe ich am Ende einen Dreierblock gefahren. Das heisst zwischen den Runden 11, 12 und 13 jeweils nur Flaschen gewechselt, neues Gel mitgenommen und weiter.
Bereits am Sonntag Morgen, eine geht noch...
Zehn Minuten vor Ablauf der 24 Stunden war dann die 13. Runde beendet und ich somit 435.5 Kilometer gefahren und habe somit die eigene Vorgabe noch übertroffen.
Die Organisatoren haben in diesem Jahr einen neuen Preis eingeführt. Den Jure Robic Award zum Gedenken an eben diesen Jure Robic, den erfolgreichsten Extremradsportler aller Zeiten, welcher letztes Jahr bei einem Unfall ums Leben gekommen ist. Es soll mit diesem Award immer ein spezieller Fahrer ausgezeichnet werden. Ich freue mich riesig, der erste Sieger dieses Awards zu sein.

Das erste mal dabei und gleich ausgezeichnet, so kann es weiter gehen!



Fazit:
Ich bzw. wir haben sehr viel gelernt. Im Feld waren Profis und Leute welche bereits das Race across America gefahren sind.  Ich weiss jetzt wo ich stehe und bin mehr denn je davon überzeugt die Qualifikationsbedingungen für das Raam erfüllen zu können. Das wird noch einer langer und schwieriger aber gangbarer Weg. Es gilt jetzt besonders an den Schwächen zu arbeiten, allen voran der Ernährung während des Rennens. Richtig positiv bewerte ich ausser dem Magen, die restliche körperliche Verfassung nach den 24 Stunden. Keinerlei Probleme mit den üblichen Verdächtigen bei Radfahrern, dem Hintern oder dem Nacken. Der Stumpf bzw. das linke Knie haben den Umständen entsprechend sehr gut mitgespielt.
Äusserst gut hat mir der Zuspruch der anderen Radfahrer und Leute sowie die Auszeichnung mit dem Jure Robic Award gefallen.

... nach den 435 Kilometern

Sonntag, 10. April 2011

Sardinien Trainingslager

Zum zweiten Trainingslager 2011 ging es nach Sardinien. Eine Woche schön ausgiebig radfahren und Kilometerfressen waren angesagt. Mit dabei war Rolf, den ich 2008 als ich in der Provence Tourguide war kennengelernt habe und mit dem ich den ersten Belchen hoch 3 gefahren bin, und Frank ein Kollege von ihm .

Bereits am Abend des ersten Tages, Frank links und Rolf


Gegen Mittag bin ich am ersten Tag in der Ferienwohnung angekommen, Rolf und Frank, welche beide aus der Gegend um Köln kommen waren bereits da, schon in kompletter Radlerkluft gekleidet und scharrten bereits mit den Hufen. Also schnell das Rad zusammen schustern und auf zur ersten Tour.

Das Wetter war am ersten, wie auch an allen anderen Tagen einfach perfekt. Immer zwischen 20 und 25° und ständig die Sonne am knallen, was besonders Frank und ich gleich mit einem schönen Sonnenbrand bezahlen mussten. Es wurde bereits auf dieser ersten etwas kürzeren Tour klar, dass Sardinien eine sehr schöne aber auch Radfahrerisch anspruchsvolle Insel ist. Flache Passagen sind äusserst rar. Eigentlich geht es immer rauf oder runter, oftmals nicht mehr als 50 Höhenmeter, dafür ein Hügel nach dem anderen. Hauptsächlich bin ich im Frühjahr flach gefahren und so war es mir sehr recht, dass jetzt auch die ersten richtigen Höhenmeter dazu kamen.

Sardinien Anfangs April, jedenfalls da wo wir waren, ist recht tot. Touristen hat es so gut wie keine und auch Radfahrer sind eher dünn gesät. Daher war es gar nicht so einfach ein offenes Lokal zu finden, welches uns etwas zu essen verkaufen wollte. Die meisten Ristorante waren noch geschlossen, darum haben wir uns, bzw. Rolf hat uns, abends Nudeln gemacht. Erst am vierten Tag gab es endlich auch mal eine Pizza, denn die wenigen Lokale welche auf hatten, wollten keine Pizza machen. Wir hatten schon bedenken, dass wir in Italien gar keine Pizza mehr bekommen. Eine Internet-Verbindung war auch nicht möglich und das ist der Grund warum dieser Post so spät kommt.

Die folgenden Tage haben den ersten Eindruck weiter bestätigt. Sehr schöne Insel und sehr anspruchsvoll im Frühjahr. Meist gab es über 2000 Höhenmeter am Tag und Strecken zwischen 140 und 185km bzw. zwischen 6 und 7 ½ Stunden Fahrzeit. Die beiden letzten Tage wurden wir dann allerdings wieder etwas zahmer, da sich dann doch so etwas wie müde Beine eingestellt haben. Immerhin blieben wir doch auch da von der Streckenlänge noch dreistellig. Trainingstechnisch natürlich eigentlich Unfug, sieben Tage am Stück mehr oder weniger durchzuknallen aber was solls?

Sardinien hat auch schöne Strände aber dafür war fast keine Zeit...


Im Windschatten von Rolf, welcher wirklich gigantisch ist, ging es die Woche, vor allem am Anfang, recht gut das Tempo zu halten. Gegen Ende der Woche, wie gesagt, wurde es dann schon recht zäh und am letzten Tag habe ich mir noch zwei Haarwurzelentzündungen an meinem Stumpf eingefahren. Gut das das am letzten Tag war, denn das hätte eine Pause oder Schmerzen bedeutet. Rolf ist Langstreckenerfahren und hat auch schon mehrere Iron Man und sonstige Verrückte Dinge gemacht. Mit ihm war ich letztes Jahr im Trainingslager auf Mallorca und gefühlt war ich dieses Jahr stärker als letztes Jahr, was ja auch so sein soll.

Rolf und ich hatten beide ein Fahrrad-Navi dabei, welches uns ein zweimal etwas verarscht hat!



Fazit:
Sardinien war ein sehr gutes und ich hoffe effektives Trainingslager mit 920km, 38Stunden Fahrzeit und circa 12000 Höhenmetern. Die Insel ist superschön und hat mich nicht das letzte Mal gesehen. Wie jetzt meine Form ist, wird sich nächstes Wochenende beim 24 Stunden Rennen in Montello zeigen. Eine Woche Regeneration ist eigentlich deutlich zu wenig aber das Trainingslager liess sich nicht anders legen. Vielleicht drehe ich am Dienstag noch eine kleine Runde aber sonst sehe ich mein Rad nur in der Waschstrasse oder in der Werkstatt.
Mit der Vorbereitung auf mein erstes24 Stunden Rennen bin ich soweit zufrieden. Dort werde ich auch mal sehen, was mein Stumpf zu einer so langen Belastung sagt. Ich rechne eigentlich mit keinen allzu grossen Stumpfproblemen, da es sich alles an einem Tag abspielt. Ein Etappenrennen wie 2007 die Transalp war da schon unberechenbarer, denn in einer Woche kann viel passieren, wie man jetzt am letzen Tag auch hier gesehen hat.
Mal sehen wo der Weg noch hinführt...